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[DOWNLOAD] "Lichtwolf Nr. 64 (Riemen)" by Timotheus Schneidegger " eBook PDF Kindle ePub Free

Lichtwolf Nr. 64 (Riemen)

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eBook details

  • Title: Lichtwolf Nr. 64 (Riemen)
  • Author : Timotheus Schneidegger
  • Release Date : January 02, 2020
  • Genre: Philosophy,Books,Nonfiction,Politics & Current Events,Political Science,
  • Pages : * pages
  • Size : 4616 KB

Description

Wenn ein Wort so vieldeutig ist wie „Riemen“, sind stets auch anrüchige Bedeutungen dabei. Der Lederstreifen ist ein Synonym zu langen Texten wie zum Penis und dieses Heft bringt all das zusammen, weshalb es definitiv nicht jugendfrei ist.

In Lama-Tempeln findet sich die Dura, ein aus Pferdefell geschnittener Riemen, mit dem Sündern und Frevlern die Prügelstrafe verpasst wird. Solche Erziehungsmethoden sind hierzulande out, könnten aber noch Ludwig XVII. betroffen haben oder auch nicht, denn um den in der Französischen Revolution verschwundenen Thronfolger ranken sich viele Mythen und Räuberpistolen, die Osman Hajjar versammelt. Die vom Kind gefürchtete Prügelstrafe kehrt bei analen Charakteren als geiler Sexspaß wieder. Bdolf hat eine SM-Wichsvorlage aus dem Sperrmüll gefischt und stellt sie vor, während Marc Hieronimus über die Tiefenpsychologe von Sadomaso und Analverkehr nachdenkt.

Adelungs Wörterbuch kennt viele dazu passende Riemenarten – etwa das Arschsiel, an dem Grubenjungen die Lore durchs Bergwerk ziehen, oder den Backenriemen am Hintergeschirr des Pferdes. Der Riemen als Pimmel rührt womöglich von den Lupercalien her, bei denen kaum bekleidete Jünglinge durchs antike Rom rannten; unfruchtbare Frauen versprachen sich die Erfüllung ihres Kinderwunsches, wenn sie von den Jungs eins mit dem Ziegenfellriemen verpasst bekamen.

Sarah Maria Lenk stellt die NoFap-Bewegung vor, die nur noch metaphorisch Hand an sich legt und so ihr Sex- und Berufsleben in der Leistungsgesellschaft in den Griff kriegen will. Das ist auch eine Antwort auf die Problematik von Sex und Sünde, die so manche scholastische Logelei seit Augustinus ergab, wie Michael Helming darstellt, während Bdolf einen Text über Nietzsches verklemmtes Verhältnis zu den Frauen ausgegraben hat.

Das „Wörterbuch der deutschen Umgangssprache“ belegt ab 1910 die Wendung „abgeschnallt haben“ für „sich geschlechtlich wieder beruhigt haben“. Riemen halten ja nicht nur vedische Wagen („VW“) zusammen, wie Martin Köhler in seiner Kolumne erinnert, sondern auch die Uniform z.B. von Robert Musil, über dessen Militärzeit Michael Helming schreibt. Der Riemen, an dem man sich zu reißen hat, findet sich nicht nur als Gürtel, Koppel, Zaum, Nestel und Senkel, als Fessel und Geißel im Kleiderschrank, sondern eben auch ins Geistige übertragen – und bald dann auch als Kernstück der Maschine, zu der Georg Frost einige Textstellen von Marx, Engels, Kafka und Mühsam zusammengetragen hat.

Adelung mutmaßt über eine Verwandtschaft der Worte Raum, Rahmen und Riemen, und was dergestalt die Dinge zusammenhält ist auch ein Symbol für Schwierigkeiten, deren berühmteste der Gordische Knoten ist, der sich in dem Riemen befand, der Deichsel und Joch am Streitwagen des Königs Gordion verband. Der Riemen als praktisches Zeug dient zum Festmachen am Fuß, am Pferd und am Schiff, später als Keilriemen zur technischen Überwindung der Entfernung, mit deren Phänomenologie sich Schneidegger befasst.

Den hinteren Heftteil eröffnen die tragbaren Gedanken aus der Redaktion und der Dezember aus dem Zyklus „Die zwölf Monate“ der Renate von Charlottenburg. In der Reihe „Viehlosovieh“ portraitiert Marc Hieronimus die Maus als armes Tierchen, das alles kleinkriegt, gefolgt von den Aphorismen Pro Domo et Mundo. Schneidegger hat sodann einen Nachruf auf eine Katze vorzulegen und Bernhard Horwatitsch einen auf die Demokratie überhaupt. Nach den Rezensionen in unter 800 Zeichen folgen noch zwei Portraits: Marc Hieronimus würdigt den Ökonomen Nicholas Georgescu-Roegen (1906–1994) als vergessenen Ersten, der nüchtern auf die Bombe hinwies, die im wirtschaftlichen Weiterso tickt. Rüdiger Spiegel erinnert in der Reihe „Die unbedeutendsten Denker der Geschichte“ an Jörn Anderweg, dessen verschollene Trotzphilosophie eine Apologie kluger Einmischung hätte sein können. Und dann ist das Heft zu Ende.


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